1762 bis 1766 erscheint in Zürich eine achtbändige Übersetzung von insgesamt 22 Shakespeare-Dramen des damals in Biberach lebenden Kanzleibeamten und Schriftstellers Christoph Martin Wieland. Sie ist in mehrfacher Hinsicht eine Pionierleistung, stellt sie doch die deutsche Shakespeare-Debatte auf eine solide Textbasis, macht den elisabethanischen Dramatiker erstmals einem breiteren Publikum zugänglich, liefert die ästhetische Matrix für das Dramenschaffen des Sturm und Drang, dient als Grundlage zahlreicher Bühnenbearbeitungen, erweitert maßgeblich die Ausdrucksfähigkeit der deutschen Literatursprache und bezeichnet eine wichtige Etappe in der Überwindung des klassizistischen Übersetzungsmodells. Die derzeit erscheinende historisch-kritische Ausgabe der Übersetzung bot Anlass für systematische Untersuchungen von Aspekten, die von der Forschung bisher entweder verzerrt und unvollständig behandelt oder weitgehend vernachlässigt worden sind.