Lessing und Wieland, engagierte Verfechter einer skeptischen Aufklärung, führen ästhetische Erfahrung und moralisches Urteil zusammen und stellen sie auf die Probe. Diskutiert Lessing in seinen dramaturgischen Schriften Spielräume und Grenzen von Beobachtung und Urteil, so entwickelt Wieland in seinen Romanen erzählerische Strategien zur Einübung, Schärfung und Reflexion moralischer Urteilskraft.
In detailgenauen Interpretationen und in Auseinandersetzung mit neuesten Forschungsergebnissen profiliert die Studie Lessings und Wielands ästhetische und moralphilosophische Ansätze. Sie zeichnet die Auseinandersetzung mit aristotelischen und ciceronischen Vorstellungen von Phronesis und Prudentia, ebenso mit der angelsächsischen Aufklärungsphilosophie nach. Sie zeigt pointiert, welche aufklärerischen Ideen einzuholen sind, wenn Konzepte von Tugend und Urteilskraft in aktuellen philosophischen und literaturwissenschaftlichen Debatten reaktiviert werden.