Ausgangspunkt dieser Arbeit ist eine einfache Frage, die an den mittelhochdeutschen Werken Wolframs von Eschenbach exemplarisch untersucht wird: Wozu lässt ein Autor in seinem Werk Figuren sprechen? Verschiedene dieser 'Funktionen' werden bestimmt und diskutiert: Die 'Figurencharakterisierung', das Vermitteln eines Bildes der Figur an den Rezipienten; das Erzeugen von 'Polyperspektivität', denn mit jeder neuen Figur gewinnt der Autor eine neue potentielle Sprechinstanz, die ein Thema neu bewerten und mit anderen Perspektiven im Roman in Dialog treten kann, sowie die Figurenrede als poetologische Aussage über das Werk und seine Gestaltungsprinzipien. Nicht nur, da vor dieser Arbeit diese Fragestellungen im Bereich der Altgermanistik nicht systematisch diskutiert wurden, versteht sich dieses Buch als eine Grundlagenarbeit. Denn untersucht werden soll anhand der Figurenrede der Prozess der literarischen Kommunikation und das Erzählen selbst. Am Ende soll so nicht nur ein tieferes Verständnis der Figurenrede stehen, sondern auch ein neues Verständnis der Werke Wolframs als ein Erzählen im Prozess, das feste Aussagen über die Figuren und das Ergebnis der Handlung immer wieder in Frage stellt.