Dieses Buch ergründet, was uns die Erfahrungen der Menschen, die zwischen 1914 und 1924 in Großbritannien und Frankreich als Deutsche identifiziert wurden, über das Verhältnis von Minderheiten und ihren Gastgeberländern in Zeiten des Konflikts sagen können. Bislang hat sich die Forschung kaum mit den persönlichen Schicksalen der deutschen Minderheiten in Großbritannien und Frankreich zu dieser Zeit beschäftigt. Dabei kann eine solche Perspektive wertvolle Erkenntnisse über Minderheitsidentitäten in Konfliktzeiten bieten. Anhand des Vergleichs ihrer Identität und Behandlung in beiden Ländern entwickelt Mathis Gronau eine übergeordnete Theorie der migrantischen Permeabilität: Geraten Nationen in Konflikt, werden Individuen zunehmend auf bestimmte nationale Identitäten festgelegt oder finden sich, wenn sie im Raum dazwischen situiert sind, in einem sogenannten Niemandsland der Identität wieder. In dieser Hinsicht erweitert das Buch den bisherigen Forschungsstand um die deutsche Minderheit während des Ersten Weltkrieges nicht nur um die Ebene der individuellen Erfahrung. Es trägt im weiteren Sinne zu dem Verständnis und der Erweiterung bestehender Kategorien des Nationalismus in der europäischen Geschichte seit 1789 bei.