Nach der Finanzkrise 2007 sollte mit einer wahren Flut an Reformen v.a. durch striktere Eigenkapitalanforderungen und die Einführung eines Abwicklungsregimes für Banken nicht nur das sog. Too-big-to-fail-Dilemma gelöst, sondern systemische Risiken insgesamt reduziert und darüber hinaus eine institutionelle Neuordnung des Aufsichtsregimes erreicht werden. Die Arbeit untersucht die Einsatzmöglichkeiten einer noch relativ jungen Form hybriden Kapitals - CoCo-Bonds - zur Vermeidung systemischer Risiken im Bankensektor. Dabei werden nicht nur systemische Risiken und das aufsichtsrechtliche Rahmenwerk umfassend und kritisch analysiert. Es wird auch verdeutlicht, dass eine fortschreitende Angleichung von hybriden Kapitalinstrumenten an klassisches Eigenkapital zu beobachten ist und die Eigen- und Fremdkapitalbegriffe zusehends verschwimmen. Basel-IV sowie CRR-2 und CRD-V aus dem europäischen Bankenpaket von 2019 sind bereits berücksichtigt. Reformansätze werden deutlich herausgearbeitet und Praxis wie Wissenschaft eine kritische Analyse des Zusammenspiels der maßgeblichen Regelungen auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene zur Verfügung gestellt.
Durch eine Umwandlung in Eigenkapital oder Herabschreibung ihres Nennwerts sollen CoCo-Bonds im Krisenfall eine Verlustteilnahme von Gläubigern und automatische Rekapitalisierung von Banken sicherstellen. Das regulatorische Umfeld, in dem CoCo-Bonds zum Einsatz kommen, wird dabei zunehmend komplexer, es treten Friktionen zwischen den komplexen Eigenkapital- und Abwicklungsregimen zutage und es steht die Frage im Raum, ob Regulierungsbestrebungen nicht intrinsischen Grenzen unterliegen. Während CoCo-Bonds in Europa eine maßgebliche Rolle spielen, nehmen die USA eine fundamental abweichende Position ein. Geradezu sinnbildlich für eine zunehmende Entfremdung der Aufsichtsregime in Europa und den USA können CoCo-Bond in den USA nicht eingesetzt werden - paradoxerweise u.a. aus Sorge, dass systemische Risiken nicht reduziert, sondern durch ihren Einsatz erhöht werden! Die Arbeit berücksichtigt bereits die jüngsten Entwicklungen unter Präsident Trump und ordnet diese im internationalen Kontext ein.
Zudem werden CoCo-Bonds aktienrechtlich nicht nur detailliert analysiert, inklusive der Frage eines Bezugsrechtsausschlusses, sondern es wird als Konsequenz aus den Ergebnissen der Arbeit aus Systemrisikogründen die Einführung einer neuen Struktur von CoCo-Bonds empfohlen. Da CoCo-Bonds auch als strategisches Übernahmeinstrument eingesetzt werden könnten, werden überdies die Folgen für den Aktionärs- und Gläubigerschutz inkl. der Anwendbarkeit der Publizitätsvorschriften des WpHG auf Fremdkapitalpositionen untersucht. Trotz des interdisziplinären Ansatzes und des Zusammenspiels zahlreicher Rechtsgebiete gibt die Arbeit dem Leser eine klar strukturierte und detaillierte wissenschaftliche Analyse an die Hand, die wichtige Vorschläge für notwendige Reformen des derzeitigen Rechtsrahmens gibt und Impulsgeber für rechtspolitische Diskussionen sein soll.