Das griechische Sizilien erlebte bereits kurz nach der Gründung der ersten Kolonien während der archaischen und klassischen Epoche eine kulturelle und literarische Blüte, die derjenigen im Mutterland in nichts nachstand. Auf ganz verschiedenen Gebieten wurden der Lyriker Stesichoros, der Komiker Epicharm, der Philosoph Empedokles und der Redner Gorgias zu wegweisenden Gestalten, deren gemeinsame Verwurzelung in der frühkolonialen Welt hier erstmals umfassend und unter Einbeziehung nichtliterarischer Quellen dargestellt wird. Dabei entsteht das Bild einer lebendigen Kulturlandschaft, deren Eigenart wesentlich durch das für eine (post-)koloniale Gesellschaft typische Bewusstsein für Sprache und Identität geprägt ist und die ihrerseits die gesamtgriechische Geistesgeschichte in vielfältiger Weise beeinflusst hat.
Inhaltsübersicht:
1. Einleitung
2. Die Insel der Sprachen (Zur Soziolinguistik des antiken Sizilien)
3. Auf der Suche nach einer gemeinsamen Sprache (Stesichoros' neue Chorlyrik)
4. Die Wahrheit der Fiktion (Zu Stesichoros' Umgang mit dem Mythos)
5. Die Literarisierung des Alltags (Epicharms Komödie als paradigmatische Gattung)
6. Raffinierte Redner und feige Heroen (Themen und Parodien bei Epicharm)
7. Ein Epos der Verfremdung (Empedokles als Sprachschöpfer)
8. Dichtung zwischen Menschensprache und Göttersprache (Zur Sprachphilosophie des Empedokles)
9. Die Entdeckung der Kommunikation (Gorgias und die
10.Eine sizilische Aufklärung (Rhetorik, Magie und Gesetzgebung im kolonialen Raum)
11. Schlussbetrachtung
Appendix: Die vorgriechischen Sprachen Siziliens