Fallgeschichten werden seit dem 18. Jahrhundert zunehmend genutzt, um juristisches, psychologisches und medizinisches Wissen einer grösseren Öffentlichkeit zu vermitteln. In den letzten zehn Jahren haben sie auch in den Geistes- und Sozialwissenschaften mehr Aufmerksamkeit erfahren. Die Diskussion über paradigmatische Fälle in diesem Band zielt darauf ab, Fallgeschichten in ihrer Funktion als besonders anschauliche oder lehrreiche Beispiele in verschiedenen historischen Kontexten zu untersuchen und zu vergleichen. Die in diesem Heft versammelten Texte gehen der Frage nach, wie Fälle dazu beitragen, Debatten zu verdichten und Entwicklungen erzählbar zu machen, wie sie über den Einzelfall hinausgehendes Wissen generieren und so paradigmatischen Status erlangen. Neben konzeptuellen Gesichtspunkten widmen sich die Beiträge mehreren Forschungsfeldern, darunter der Rechts- und Medizingeschichte, der Geschichte der Geschichtsschreibung, literarischen Fällen, den Sozialwissenschaften und der Technikgeschichte.