Das Präsenspartizip spielt - neben dem viel frequenteren Partizip II - in der deutschen Sprache zumeist eine deutlich weniger prominente Rolle: Periphrastische Tempora sind mit dem Partizip I nicht (mehr) möglich und viele Konstruktionen kommen nur in der Schriftsprache vor. Zugleich erlauben aber gerade die attributiven und prädikativen Partizipialkonstruktionen einen beispielhaften Einblick in die spezifische Genese der deutschen Flexions(klassen)distribution.
Dazu werden in diesem Band die morphologischen und syntaktischen Eigenschaften diachroner Partizip I-Konstruktionen analysiert: Wie werden z. B. aus den sekundär prädikativen Partizipien mit Kasus- und Numeruskongruenz im Ahd. (,Her tho antuurtent-i quad') die unflektierten Prädikative des Gegenwartsdeutschen (,Da sprach er antwortend-Ø')? Daneben werden die Morphologie und Distribution der verschiedenen Flexionsklassen und die interne und externe Syntax historischer Konstruktionen über den Zeitraum von ca. 1.000 Jahren untersucht.