Das Opfer ist in medialen Debatten präsenter denn je: Opferschaft wird erlitten, behauptet und bestritten. Der Wunsch nach Anerkennung, Umdefinitionen und politische Instrumentalisierungen in Gegenwart und Vergangenheit verlangen nach kritischer Aufklärung, nach methodisch reflektierter Auseinandersetzung mit Vorstufen, Transfers und Funktionalisierungen sowie historischen und kulturellen Vergleichen.
Der Band versammelt exemplarische Fallanalysen zu Opferschaft ab dem 17. Jahrhundert, die Fragestellungen, Methoden und Interpretationsmuster unterschiedlicher Disziplinen und Fächer miteinander ins Gespräch bringen, um daraus neue Perspektiven auf das Phänomen zu gewinnen. Der Fokus liegt auf semantischen Aspekten, historischen Tiefendimensionen sowie Brüchen oder Neuentwicklungen von Opfervorstellungen. Dabei wird Opferschaft nicht als ein bestimmter, fester Zustand verstanden, sondern stets im Zusammenhang der Dynamiken vielfältiger Zuschreibungsprozesse untersucht.