In der ersten Niederschrift meiner Oper König Hirsch (1953-1956) bestand der Schluss des zweiten Akts aus einem mythischen Gespräch zwischen dem Protagonisten und der Natur. Heinz von Cramer und ich nannten dies Die Waldsymphonie. In der Tat enthält dieser Abschnitt alle formalen Kennzeichen einer Symphonie, es gibt eine Einleitung, einen Sontatensatz, ein liedhaftes Adagio, ein Scherzo mit Trio und eine Finale mit Rondeelementen. Es ist auf dem Theater nie oder doch nur fragmentarisch gegeben worden. Bei der neuen (Il Re Cervo genannten) Fassung die ich 1962 schrieb, wurde diese Waldsymphonie ganz ausgeklammert, und ich schrieb sie zu einem reinen Orchesterstück um. Die thematische Arbeit der Komposition ließ es leicht erscheinen, die vokalen Partien in instrumentale zu verwandeln, dies folgerte Änderungen in der Instrumentation, verschiedene Umgruppierungen in den Farben, kurz alles was nötig war, um die Musik für den Konzertsaal herzurichten.
Obwohl Zäsuren zwischen den einzelnen Abschnitten bestehen und deutlich zu hören sind, und obwohl jeder seine eigene Struktur, sein eigenes thematisches Leben hat, ließ ich es bei den fließenden Übergängen des Originaltextes bewenden, so dass das Werk in einem Satz, ohne Unterbrechung abläuft.
- Hans Werner Henze