Verhaftet bei der Klima-Demonstration? Leuchtpetarden im Fussballstadion gezündet? Des Hausfriedensbruchs beschuldigt, weil Sie ein leerstehendes Gebäude besetzt haben? Mit Drogen erwischt? Ein Diebstahl im Warenhaus? Wurden Sie angetrunken beim Autofahren ertappt, oder sind Sie einfach viel zu schnell gefahren? Geraten Sie ins Visier der Justiz, stehen Sie oft ganz allein einem ziemlich gut organisierten Apparat gegenüber. Polizei und Staatsanwaltschaft können Sie als beschuldigte Person verhaften. Womöglich beschlagnahmen sie Ihr Smartphone oder andere Besitztümer; es drohen Geldstrafen, hohe Kosten, der Eintrag im Strafregister und soziale Nachteile. Das Ganze wird Ihnen in einer kaum verständlichen Sprache präsentiert. Der Fernsehkrimi am Sonntagabend hat wenig mit dieser Wirklichkeit zu tun: >Buebetrickli< wie falsche Alibis funktionieren selten, die Gerechtigkeit siegt nicht immer, und Ihre Verteidigung kann Unmögliches nur ausnahmsweise möglich machen. Ein Strafverfahren ist tückisch, und Ihr höchstpersönlichstes Gut steht auf dem Spiel: die Freiheit. Deshalb sind Kenntnisse über das Strafverfahren nicht nur hilfreich, sondern nötig. Das vorliegende Buch als Leitfaden für die beschuldigte Person wurde in seiner Entstehung 1978 von den Behörden sehr ungern gesehen. Die Autorin Barbara Hug wurde dafür sogar disziplinarisch bestraft. Die Justiz sah damals einen solchen Leitfaden, der sich konsequent an den Verteidigungsrechten orientiert, als für eine Rechtsanwältin ungebührlich an. Im Laufe der Zeit änderte die Haltung von gewissen Behördenmitgliedern: 2011 erhielten einige der elementarsten Rechte einer beschuldigten Person mit der eidgenössischen Strafprozessordnung ihre Grundlage. Es gibt aber weiterhin noch viel für einen effektiven Rechtsschutz der beschuldigten Person zu tun! Gerade deswegen erscheint unser Buch nach wie vor, mittlerweile in sechster Auflage. Es berücksichtigt die Änderungen der 2022 abgeschlossenen Revision der Strafprozessordnung, auch wenn diese im Erscheinungszeitpunkt noch nicht in Kraft gesetzt wurden. Die periodischen Neuauflagen gewährleisten damit, dass wir die aktuelle Praxis umfassend einarbeiten und unsere Ratschläge danach ausrichten. Orientierungsgrösse bei der Redaktion ist uns weiterhin die konsequente Wahrnehmung der fragilen Beschuldigtenrechte. Der Text enthält zum einen notwendiges strafrechtliches Hintergrundwissen für Sie als beschuldigte Person. Zum anderen aber auch konkrete Ratschläge, wie Sie sich in einer bestimmten Situation am besten verhalten. Der Schwerpunkt mancher Kapitel liegt mehr auf dem >Gut zu wissen<, in anderen Passagen dominiert das >Aufgepasst< und >Merke<. Nun wünschen wir Ihnen eine spannende Lektüre, hoffentlich in Freiheit! Für die Redaktion Dominique Jud & Stephan Bernard