Die Spätantike brachte einen erheblichen Wandel in Gesellschaft, Staatlichkeit und Religion mit sich, der breite Diskussion über diese "Transformationsepoche" anregt. Zu diesen Wandlungen gehört auch ein historiographischer Trend zur Kürze, der sich nicht zuletzt in der weiten Verbreitung chronographischer Listenformate und voll als literarisches Genre ausgeprägter Chroniken niederschlug. Die vorliegende Studie unternimmt den Versuch, ein Panorama dieser Praktik als regelrechtes literarisches Breitenphänomen zu bieten: Voll ausgeformte literarische Chroniken, knapp annotierte Konsularfasten (Consularia) und chronographische Listen wurden in weiter Verbreitung dezentral gelesen, genutzt und in verschiedener Weise kürzend, ergänzend oder fortsetzend erneut bearbeitet. Die daraus folgende Überlieferungslage stellt die Erschließung und Edition des Materials vor grundsätzliche Herausforderungen. Diese werden im zweiten Schwerpunkt der Studie systematisch sowie in einzelnen Fallstudien herausgearbeitet. Damit erschließt der Band ein bislang vernachlässigtes historisch-philologisches Erkenntnisfeld spätantiker (Klein-)Historiographie samt ihrem Sitz im spätantiken Kulturleben.