Für Orchestermusiker ein leidiges Übel, für angehende Kapellmeister eine erste kompositorische Herausforderung, für ambitionierte Theaterregisseure ein konstitutiver Bestandteil bei der Inszenierung von Werken des Sprechtheaters: Musik in Verbindung mit Schauspielaufführungen gehörte von jeher dazu, seit dem späten 18. Jahrhundert galt ihr jedoch an den deutschen National- und Hoftheatern gesteigerte Aufmerksamkeit. So unterschiedlich wie die Haltung der am Produktionsprozess unmittelbar beteiligten, so vielfältig war auch die Sache selbst; das Panorama reichte von der groß dimensionierten, dramatisch anspruchsvollen exklusiven Komposition bis zum szenisch unverzichtbaren kleinen Chorsatz, von der passenden Sinfonie bis zum leider häufig misslungenen Griff in den Notenfundus oder der Präsentation von Solokonzerten durch fremde wie hauseigene Instrumentalisten. Diese Studie zum Hoftheater in Darmstadt ist die erste umfangreiche monographische Darstellung, die sich auf einen Ort und dessen Theater konzentriert und sämtliches noch erhaltenes Quellenmaterial auswertet. Neben der Rekonstruktion eines spezifischen Repertoires mit eigener Musik und dessen genauerer Untersuchung sowie der Wiederentdeckung eines eigenständigen Konzertlebens als Zwischenaktmusik gewährt sie Einblick in die Abläufe des Theateralltags in seiner künstlerisch-organisatorischen wie zwischenmenschlichen Dimension.