Religion müssen nicht intolerant sein, auch monotheistische nicht. Im Gegenteil: Sie können sich auch als Ressource für Toleranzideen erweisen. Die Reformationszeit und der beginnende Kolonialismus bilden eine geschichtliche Schwelle, die das Thema Toleranz neu aufwirft und eine moralische Reflexion und Kodifizierung der Menschenrechte vorbereitet. Interne Konflikte des lateinischen Christentums, vermehrte Begegnungen mit fremden Religionen und die Konfessionsspaltung führten zu einer Ausweitung gewaltsamer Unterdrückung von Häresien, aber auch zu neuartigen Toleranzforderungen. Das Spektrum der Fallstudien dieses Bandes reicht von antiken und biblischen Quellen des Toleranzdenkens über radikale Reformation, Humanismus und Aufklärung bis zum Status von Religionsgemeinschaften und Weltanschauungen im modernen Recht und zu der heute wieder zunehmenden religiösen Verfolgung.