Die Erforschung der Alltagsmobilität tritt vermehrt neben die Betrachtung reiner Verkehrsphänomene. In ihrer täglichen Ausprägung ist sie Teil der materiellen Kultur. Das Konzept der Mobilität bezieht sich nicht nur auf Infrastrukturen, technische Artefakte, Transportleistungen und verkehrspolitische Weichenstellungen. Vielmehr gilt es, auch die sozioökonomischen und raumstrukturellen Potenziale von Verkehrssystemen in den Blick zu nehmen. Für die Mobilität sind nicht zuletzt auch Phänomene konstitutiv, bei denen die Vielzahl individueller Entscheidungen in eine bestimmte Richtung wirkt. So landet nicht selten im Stau, wer schnell auf Strassen vorwärtskommen will, weil viele andere dies auch wollen. Und es entstehen dort neue Trampelpfade, wo viele Einzelne vom Weg abweichen. So verstandene Mobilität ist nicht auf die Zeit der Moderne beschränkt. Die historische Mobilitätsforschung fokussiert sowohl auf die Entwicklung individueller oder gruppenspezifischer Bewegungen als auch auf die Potenziale von solchen. Das Quellenspektrum ist vielfältig und prekär, es reicht von literarischen Quellen bis zu amtlichen Statistiken.