Die verschiedenen Dimensionen der Macht der Patrizierfamilien in den wichtigsten Städten des mittelalterlichen und modernen Europas haben bereits zahlreiche Arbeiten untersucht. Dabei stellt sich jedoch die Frage, wie diese Dominanz in wirtschaftlicher, politischer, kultureller und intellektueller Hinsicht weit über den formalen Verlust der Privilegien dieser Familien im 19. Jahrhundert hinaus andauern konnte. In diesem Themenheft sollen verschiedene Fragen zur Persistenz und zum Wandel der Macht von Patrizierfamilien vom Mittelalter bis in die Gegenwart behandelt werden. Ausserdem soll der Begriff Patriziat selbst kritisch hinterfragt werden. Um dies zu erreichen, versucht das Heft diejenigen Faktoren zu identifizieren, die das Fortbestehen oder den Niedergang der patrizischen Eliten und bestimmter Familien (sogenannte Geschlechter) bewirkten. Neben der lokalen wird auch die globale Dimension von Patriziat in kolonialistischen Kontexten in Erinnerung gerufen.