Trotz des Aufschwungs, den die Adelsforschung in den beiden letzten Jahrzehnten genommen hat, datieren die zur Verfügung stehenden monographischen Arbeiten über südwestdeutsche Grafen- und Herrengeschlechter zumeist noch immer aus dem 19. Jahrhundert, und manche wichtige Familie harrt überhaupt erst der wissenschaftlichen Erforschung. Deshalb verband sich mit dem fünften Kraichtaler Kolloquium und verbindet sich mit seinen hier vorgelegten Erträgen der Wunsch, diesbezüglich Anstöße zu geben.
Die Beiträge spannen zeitlich einen Bogen vom hohen Mittelalter bis in die frühe Neuzeit und sprechen mit ihrer verfassungs-, sozial- und wirtschafts-, aber auch mentalitäts- und kirchengeschichtlichen Orientierung zentrale Aspekte und Lebensformen des historischen Grafen- und Herrenstandes an.
Im einzelnen geht es um die Spielräume hochadliger Geschlechter zwischen dem Kaiser, benachbarten Fürsten und eigenen Herrschaftsinteressen, um die wirtschaftliche Basis gräflicher Herrschaft, um das Verhältnis zwischen Adel und Stadt, um politische Organisationsformen zur Wahrung von Standesinteressen in einer Zeit tiefgreifender verfassungsgeschichtlicher Umbrüche, um adliges Selbstverständnis im Spiegel der Hauschronistik sowie um die Bedeutung von Kirche und Klostervogtei im Kontext der politischen Positionierung von Grafen und Herren.