Die Offenheit literarischer Werke ist auf Interpretationsfreiheit und -vielfalt ausgerichtet. Offenheit fordert die besondere Kreativität des Lesers ein.
Ausgehend von einer kritischen Analyse der Rezeptionsästhetik Wolfgang Isers und der Semiotik Umberto Ecos entwickelt Sabine Kuhangel ein theoretisches Konzept, mit dem sie die Offenheit literarischer Texte nicht nur postuliert, sondern im Text verortet. Ursachen und Implikationen ebenso wie die Grenzen literarischer Offenheit werden ausgelotet. Dem Leser wird damit eine Rolle zwischen Freiheit der Deutung und Vorgaben durch den Text zugeschrieben. Anhand von Beispielen der Weltliteratur des 20. Jahrhunderts setzt die Autorin sich insbesondere mit labyrinthischen Texten auseinander, deren Offenheit das normale Maß übersteigt und die sie als ‚selbstreflexiv offen' bezeichnet. Werke dieser Kategorie lenken die Aufmerksamkeit nicht nur auf ihre eigene Offenheit, sondern auf die Bedeutung literarischer Offenheit schlechthin.