Schlaflos in den Abgrund?
"Vier Stunden müssen genügen."
Das soll Barack Obama im Hinblick auf sein tägliches Schlafkontingent einmal gesagt haben. Mit dieser Haltung glauben nicht nur Präsidenten gesellschaftlichen Anforderungen, Erwartungen und Entwicklungen entsprechen zu müssen. Inzwischen leiden viele Menschen an und unter Schlafmangel, Schlaflosigkeit oder Schlafstörungen. Mit ihnen nehmen auch Ängste zu: Abstiegsängste, Angst vor Altersarmut, vor Einsamkeit, Scheitern, Krieg und Klimaveränderungen - eine sich selbst verstärkende Spirale.
Ralph Gerstenberg deckt auf, wie sich diese Spirale immer weiter dreht, und er spürt den Folgen dieser Entwicklung nach. Sie ist Symptom einer Gesellschaft, die sich keine Ruhe gönnt, Grundbedürfnisse ignoriert, natürliche Rhythmen außer Kraft setzt, keine Zeit zum Regenerieren und Träumen mehr findet und dadurch immer mehr ins Taumeln gerät.
Digitalisierung und Homeoffice haben den Tag-und-Nacht-Rhythmus endgültig außer Kraft gesetzt. Gereiztheit, Nervosität und Erregbarkeit sind Symptome eines individuellen Schlafmangels, aber auch eines Zustands, in dem sich unsere stets und ständig unter Druck stehende Übermüdungsgesellschaft befindet.
Ralph Gerstenbergs Essay diagnostiziert hellwach. Gibt es Wege aus der Schlaflosigkeit?
Der Autor:
Ralph Gerstenberg,
ist Autor und Journalist. Er hat Kriminalromane, Erzählungen und Hörbücher veröffentlicht. In Radiofeatures (vor allem für den SWR und den Deutschlandfunk) setzte er sich u. a. mit Hypochondrie, Political Correctness, ostdeutschen Identitäten und der Generation der Babyboomer auseinander.