WIE DIE DDR WURDE, WAS SIE WAR
Der erste Band von Ilko-Sascha Kowalczuks monumentaler Ulbricht-Biographie ist auf ein furioses öffentliches Echo gestoßen. Nun folgt der zweite Band, der zeigt, wie der deutsche Kommunist zum kommunistischen Diktator wurde. Damit liegt Kowalczuks beeindruckende Studie vollständig vor, die auf viele Jahre ein Standardwerk bleiben dürfte: zu Walter Ulbricht, aber auch zur Geschichte der DDR und des deutschen Kommunismus.
Ab Frühling 1945 verfolgte Ulbricht seinen langgehegten Traum, ein kommunistisches Deutschland zu schaffen, und wurde zum eigentlichen Staatsgründer der DDR - als Stalins wichtigster Mann in Deutschland, der allerdings erst 1960 auch formell zum obersten Funktionär in der DDR aufstieg. Immer wieder konnte er seine Macht behaupten, so beim Aufstand vom 17. Juni 1953, der gegen seine Herrschaft gerichtet war. Als sie 1960/61 erneut in Gefahr war, errichtete er die Mauer. Anschließend erfand sich Ulbricht neu und versuchte als «Landesvater» die DDR im begrenzten Rahmen zu verändern. Das scheiterte an seinen konservativen Gegenspielern in der SED-Spitze. Der Sturz Ulbrichts 1970/71 war allerdings nicht nur dieser mächtigen, von Moskau unterstützten Gruppe geschuldet - denn Ulbricht war inzwischen krank und alt. Kowalczuks Biographie zeichnet aber nicht nur all diese politischen Entwicklungen präzise und quellennah nach, sie zeigt auch, wie Ulbricht abseits des Protokolls lebte, wer die wichtigsten Menschen in seinem Umfeld waren und warum die Geschichte der DDR und des Kommunismus ohne Kenntnis der Biographie Ulbrichts nicht zu verstehen ist.
"Kowalczuks Ulbricht ist ein Glücksfall für die Geschichtsschreibung." Alexander Cammann , Die ZEIT