Der christliche Dichter Sedulius steht mit seinem «Ostergedicht» (Carmen paschale) auf der Höhe spätantiker Sprachkunst und ist zugleich «eines der Hauptvorbilder für die ganze lateinische Poesie des Mittelalters» (M. Manitius). Das dritte Buch des Werks, das hier erstmals gründlich kommentiert wird, entwickelt in loser Folge kraftvolle Bilder der Wundertaten Christi. Zunächst werden Zweck, Aufbau und Grundzüge der Darstellung erörtert, der Kommentar selbst ist in lesbarer Form gehalten und nähert sich einer den Text begleitenden Interpretation. Im Grossen wie im Kleinen erweist sich das Gedicht des Sedulius als Ergebnis absichtsvoller Nutzung («Chrêsis») lateinischer Dichtersprache und schöpferischer Umformung überkommener Motive. Erstmals enthüllt sich so der Charakter des Werks als eines lichtvollen Beispiels der Methode der Kirchenväter im Umgang mit der antiken Kultur.