Es lassen sich zwei Hauptziele identifizieren. Die «Précis de droit Stämpfli»-Reihe ist für Schweizer Juristen ein vertrautes und bewährtes Hilfsmittel. Sie bietet sowohl Studierenden als auch Praktikern wertvolle Unterstützung. Ein solches «Précis» fasst idealerweise eine gesamte Materie in einem Band zusammen und kombiniert dabei einen umfassenden Überblick mit einer vertieften Analyse, die insbesondere auf Kohärenz ausgerichtet ist. Im Bereich des Gesellschaftsrechts, einer zentralen juristischen Disziplin, erschien das erste französischsprachige «Précis de droit Stämpfli» vor fast fünfzig Jahren und das zweite vor rund zwanzig Jahren. Es war höchste Zeit für eine neue Ausgabe.
Ein weiteres Anliegen bestand darin, die aktuelle schweizerische rechtswissenschaftliche Literatur zu berücksichtigen, die sich vor allem in Kommentaren, Aufsätzen zu spezifischen Fragestellungen oder in Monografien zu einzelnen Gesellschaftsformen manifestiert. Diese sind zweifellos von grossem Nutzen. Allerdings erlaubt es die systematische Gliederung des schweizerischen Gesellschaftsrechts nach Gesellschaftstypen nicht, die zahlreichen gemeinsamen Regelungen auf einen Blick zu erfassen. Ein umfassendes «Précis» zum gesamten Gesellschaftsrecht erfüllt daher eine unersetzliche Funktion.
Das Gesellschaftsrecht wird in der Praxis vor allem durch die Entscheidungen und Handlungen von Organen wie Verwaltungsräten sowie durch Generalversammlungen und andere Interaktionen mit den Aktionären geprägt. In einer statistisch geringen Anzahl von Fällen führen heikle oder umstrittene Fragen zu Rechtsstreitigkeiten, die von Gerichten entschieden werden müssen. Diese Urteile haben weitreichende Auswirkungen auf die Praxis, da sie Leitlinien für nichtstreitige Entscheidungen setzen. Selbst bei vermeintlich einfachen Fragen kann ein gerichtliches Vorgehen notwendig sein, insbesondere wenn interne Widerstände innerhalb einer Gesellschaft bestehen. Dabei sind oft dringliche vorsorgliche Massnahmen erforderlich, um die Existenz der Gesellschaft nicht zu gefährden.
Nur ein Anwalt, der diese Facetten aus der Praxis kennt, kann ein solches Wissen weitergeben. Der Wunsch, diese Erfahrungen zu teilen, war daher eine der wesentlichen Motivationen für die Erstellung dieses «Précis».
Das Lernen endet nie: Sowohl Studierende als auch Praktiker befinden sich in einem ständigen Lernprozess. Die klare Struktur des «Précis» ermöglicht es selbst erfahrenen Praktikern, relevante Passagen auf einen Blick zu identifizieren. Die Wechselwirkung zwischen dem Haupttext und den Fussnoten ist dabei entscheidend: Die Fussnoten enthalten wertvolle Zusatzinformationen, doch der Haupttext bleibt stets verständlich, auch ohne sie zu konsultieren. Dadurch wird das Präzis zu einem effizienten Lerninstrument.
Diese Herangehensweise, die in der ersten Hälfte des «Précis» umgesetzt wird, war mir besonders wichtig. Trotz ihrer hohen Qualität lassen Kommentare und monografische Werke oft nicht erkennen, dass mindestens 90% der Regelungen für alle Gesellschaftsformen identisch sind. Indem man diesen allgemeinen Teil voranstellt, lässt sich das Gesellschaftsrecht kompakter darstellen, sodass selbst Detailfragen schneller und tiefgehender behandelt werden können.
Zugleich wird durch die Abgrenzung des Gemeinsamen klar ersichtlich, worin die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale der einzelnen Gesellschaftsformen bestehen. Die zweite Hälfte des «Précis» widmet sich diesen spezifischen Merkmalen, die für Unternehmer oft ausschlaggebend bei der Wahl einer Gesellschaftsform sind.
Meine anwaltliche Erfahrung hat gezeigt, dass wörtliche Zitate aus der Rechtsprechung entscheidend sind. In Gerichtsverfahren sind es oft diese wortgetreuen Passagen, die in Urteilen wiederzufinden sind. Erstinstanzliche Gerichte stützen ihre Entscheidungen eng auf die Rechtsprechung, um deren Bestand in höheren Instanzen zu sichern.
Wörtliche Zitate helfen zudem, die genaue Abgrenzung zwischen gefestigter Rechtsprechung und den eigenen Einschätzungen des Autors transparent zu machen. Dies ist besonders im mehrsprachigen Kontext relevant: Die Formulierungen müssen sprachlich übersetzbar sein, ohne dass semantische Bedeutungen verloren gehen.
Auch hier gilt: Durch die Vermeidung von Paraphrasen bleibt klar erkennbar, welche Inhalte direkt aus Gesetz und Rechtsprechung stammen und welche Einschätzungen und Erfahrungen der Autor aus der Praxis einbringt.
Als kleines, international vernetztes Land ist die Schweiz stark von Interaktionen mit ausländischen Gesellschaften geprägt. Es ist daher essenziell, die spezifischen rechtlichen Herausforderungen solcher Interaktionen aufzuzeigen.
Im Bereich der Corporate Governance hilft eine differenzierte Betrachtung dabei, zwischen rechtsverbindlichen Vorschriften und unternehmerischen Best Practices zu unterscheiden. Diese Unterscheidung ermöglicht es, rechtliche Entwicklungen gezielter nachzuvollziehen und strategisch zu nutzen.
Die Fragen stellte Isabelle Clerc, Produktverantwortliche für juristische Medien beim Stämpfli Verlag.
Dieser Artikel wurde mit Hilfe von KI aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt.