Seit dem Inkrafttreten der UN-BRK im Jahr 2009 ist die Schullandschaft in Deutschland nachhaltig in Bewegung geraten, doch gemessen an den umfangreichen Reformanstrengungen steht die Erforschung der Praxis schulischer Inklusion aus Schüler*innenperspektive noch am Anfang. Hier setzt die vorliegende Studie an: Auf Grundlage von acht narrativen Interviews mit 15-19jährigen Jugendlichen mit Sehbeeinträchtigung werden inklusive wie exklusive schulbezogene Erfahrungen und deren vulnerabilitäts- bzw. resilienzbezogene Wirkmächtigkeiten dreier Förderschüler*innen vorgestellt und verglichen. Die Autorin untersucht aus ableismuskritischer Perspektive das Verhältnis von gesellschaftlichen wie schulischen Normierungen und deren subjektive Aneignungen bzw. Einschreibung in Selbstkonzepte. Dabei wird vor allem im Kontext von Fähigkeitszuschreibungen, die mit der Sehbeeinträchtigung verbundenen sind, ein enormes Spannungsfeld deutlich, in dem sich die Akteur*innen bewegen und positionieren müssen.
Die Autorin
Anne Bödicker (Dr. phil.) hat etwa zehn Jahre lang Deutsch und Französisch an einem Gymnasium unterrichtet, ehe sie mehrere Jahre als Pädagogische Mitarbeiterin an der Philipps-Universität Marburg am Institut für Schulpädagogik tätig war. Nach Abschluss ihrer berufsbegleitenden Promotion arbeitet sie aktuell als wissenschaftliche Mitarbeiterin im BMBF-geförderten Forschungsverbund „LemaS-Transfer“ im Bereich „Partizipative Begleitforschung“ an der PH Karlsruhe.