Als in den Augusttagen 1914 die Nachricht vom Kriegsausbruch in Europa in Lateinamerika bekannt wurde, sprach man dort von einem 'Drama der gesamten Menschheit', in dem es keine Zuschauer geben könne. Viele Beobachter stimmten darin überein, dass in diesem Sommer eine Epoche endete und eine neue Ära begann. In Lateinamerika, das durch die neuartige Form des Propagandakriegs und die neuen Kommunikationstechnologien direkter als je zuvor in die Ereignisse der 'Alten Welt' involviert war, gab der Krieg den Anlass zu emanzipatorischen Bestrebungen, die sich während des Konflikts - oder unmittelbar nach Kriegsende - bemerkbar machten. Seit längerer Zeit bestehende Konfliktpotenziale verschärften sich durch die 'Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts' und mündeten in neue soziale Bewegungen, deren Ausrichtung höchst unterschiedlich war. Stefan Rinke, einer der besten Kenner der lateinamerikanische Geschichte in Deutschland, analysiert die weltumspannende Dimension der Geschichte des 'Großen Krieges' in diesem Buch aus der Perspektive eines Kontinents, der nur auf den ersten Blick am Rand der Ereignisse stand, sich aber durch den Flächenbrand in Europa stark veränderte.