Paul Celan überträgt mit Osip Mandel'štam (1891-1938) und Sergej Esenin (1895-1925) zwei in ihrer Poetik und ihrem Temperament so unterschiedliche Lyriker - Söhne derselben Epoche - im fast gleichen Zeitraum aus dem Russischen. Celans ausgesprochene Affinität zu Mandel'štam, sein poetischer Gesprächspartner und 'Alter Ego', ist weitgehend erforscht; das nicht minder umfangreiche Übersetzungskorpus aus Esenins Schaffen ist in der Forschung jedoch unterrepräsentiert. Ketevan Megrelishvili macht es sich zur Aufgabe, dieses einseitige Bild zu korrigieren. Sie untersucht Celans Übertragungen der beiden Lyriker in kontrastierender Perspektive und deckt die Impulse auf, die Esenin Celans eigener Lyrik verliehen hat. Der Vergleich verdeutlicht zudem, wie behutsam Celan den Tonfall seiner Übersetzungen wählt, um die einzigartige Stimme des jeweiligen Autors zu bewahren.