Die Zukunftsvorstellungen der mittelalterlichen Gesellschaften wurden bislang von der Forschung wenig beachtet. Sofern man überhaupt danach fragte, fand dies zumeist im Hinblick auf Vorstellungen von der Endzeit und dem apokalyptischen Geschehen statt. Ohne diese bedeutsamen transzendentalen Bezüge zu negieren, zeigen die Beiträge dieses Bandes die Existenz diesseitig orientierter Zukunftsvorstellungen im Mittelalter auf, die auf eine Zukunft mittlerer Reichweite abzielen. Die Untersuchung wirtschaftlicher Praktiken, prognostischer Verfahren, religiöser Vorstellungen und deren konkreter Umsetzung sowie expliziter Reflexionen über die Zukunft in Text und Bild macht deutlich: Die Gesellschaften des Mittelalters hatten reges Interesse an einer mittelfristigen Zukunft, zwischen dem Denken an das unmittelbare Morgen und der Vorsorge für das ewige Seelenheil. Medieval ideas about the future have largely been neglected by modern research, with the exception of ideas about the end of time and the apocalypse. Without neglecting these important transcendental perspectives, the contributions to this volume demonstrate the existence of medieval ideas about the future (and ensuing practices) that are characterised by their secular orientation in the medium term. Analysing economic practices, religious conceptions and their practical implementation, prognostications, and explicit reflections on the future in text and image, this volume demonstrates that medieval societies were strongly interested in the midterm future and not limited to the dichotomy between the immediate tomorrow and the preparation for eternal salvation.