Die Kinder- und Jugendliteratur der frühen Nachkriegsjahre, vielfach noch im Bereich der rückwärtsgewandten Idylle angesiedelt, bietet auf dem Sektor der zeitgeschichtlichen Literatur jungen Lesern eine Möglichkeit, sich mit der Katastrophe der NS-Zeit und ihren Folgen auseinanderzusetzen. Die Erfahrung von Flucht und Vertreibung aus den ehemaligen Ostgebieten sowie das Erleben von Städtebombardierung und der Heimkehr der Eltern aus Kriegsgefangenschaft stehen dabei im Vordergrund der Erzählungen.
Das Thema der Judenverfolgung, im gesellschaftlichen Diskurs der 1950er Jahre weithin beschwiegen, wird dagegen auch in der Kinder- und Jugendliteratur erst spät aufgenommen. Die uneingestandene Schuld der Deutschen an Krieg und Holocaust ist die zentrale Leerstelle der Texte; nur andeutungsweise kann von damit zusammenhängenden Aspekten gesprochen werden.