Zwei aktuelle Forschungstrends stehen in diesem Band miteinander im Dialog: erstens das wachsende Interesse am Recht in den historisch orientierten Literatur- und Kulturwissenschaften, die dieses zunehmend auch als Medium kultureller Wissensbestände und sozialer Praxis begreifen. Zweitens der Megatrend der Narratologie, der längst zu einem Analyseinstrument für ganz verschiedene Arten fiktionaler und neuerdings auch faktualer Textsorten und Medien avanciert ist. Welche Erkenntnisse ergeben sich, wenn man Rechtstexte als Erzählungen betrachtet und sie auf ihre jeweiligen narrativen Strukturen und Funktionen hin befragt? Der Band verfolgt ein doppeltes Ziel: Die Beschäftigung mit Recht soll der literaturwissenschaftlichen Erzählforschung helfen, einen neuen Gegenstand zu erschließen, und so einen Beitrag zur Narratologie nicht-fiktionaler Texte leisten. Zum anderen will er eine neue Perspektive auf das Recht als kulturelles Medium eröffnen.