Heinrich Wölfflins Dissertation Prolegomena zu einer Psychologie der Architektur von 1886 ist in jüngster Zeit wieder in den Fokus der kultur und naturwissenschaftlichen Forschung gerückt. Gegenstand der Arbeit bildet die angenommene Fähigkeit der Baukunst, «seelische Wirkungen» beim Betrachter hervorzurufen. Diese Wirkungen will der Text beschreiben und erklären. «Unsre leibliche Organisation ist die Form, unter der wir alles Körperliche auffassen» - so charakterisiert Wölfflin die organische Analogie, die seinem Herangehen an das Studium architektonischer Stile zugrunde liegt. Anhand der Prolegomena lassen sich die theoretischen Voraussetzungen nachvollziehen, aus denen Wölfflins Denken in seinem charakteristischen formanalytischen Ansatz hervorgegangen ist. Das Werk fordert zugleich zu einer erneuten Auseinandersetzung damit auf, wie Biologie, Kunstschöpfung und -rezeption zusammenhängen. Wölfflins Text wird von einer Einleitung von Gottfried Boehm und einem kritischen Kommentar von Giovanna Targia begleitet, der den wissenschaftlichen und historischen Kontext nachzeichnet, in dem Wölfflins Dissertation entstanden ist.