Die Erfahrungen Jugendlicher, die aufgrund psychosozialer Krisen in einer psychiatrischen Klinik stationär behandelt werden, wurden bislang aus verstärkt psychologischen und teils auch institutionell-normativen Blickwinkeln betrachtet. Die vorliegende Untersuchung rückt aus sozialisationstheoretischer Perspektive den Zusammenhang von Jugend und Psychiatrie ins Zentrum und legt erstmalig Erkenntnisse zu Erfahrungen und Bewältigungsformen von psychiatrisch behandelten Jugendlichen sowie damit verbundenen Sozialisationsdynamiken in der Familie und Schule vor. Sie geht der Frage nach, wie Jugendliche die biografische Phase ihrer stationären Behandlung erleben und diese vor dem Hintergrund adoleszenter Transformationsprozesse und ihrer bisherigen Sozialisationsgeschichte deuten. Anhand der Rekonstruktion von Einzel- und Familieninterviews in zwei Fallstudien werden zwei typologische Verlaufsformen adoleszenter Sozialisationsprozesse herausgearbeitet, welche schließlich in unterschiedlichenDimensionen adoleszenter Bildungsprozesse im Kontext einer stationären jugendpsychiatrischen Behandlung verdichtet werden.
Die AutorinJanina Schulmeister
war wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sonderpädagogik des Fachbereichs Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Rekonstruktive Adoleszenz- und Sozialisationsforschung, insbesondere in "totalen" und geschlossenen Kontexten.