Im Jahr 2022 feierte der Europäische Gerichtshof ein Jubiläum - seit 70 Jahren spricht das Luxemburger Gericht Recht. Allerdings hat der EuGH bis in das Jahr 2017 hinein faktisch nie zum Grundrecht der Religionsfreiheit judiziert. In den wenigen Folgejahren legte der Gerichtshof dann jedoch über ein Dutzend Urteile auf diesem Feld vor. Tilman Schmeller seziert dieses Phänomen einer exponentiell wachsenden Beschäftigung des EuGH mit Fragen der Religionsfreiheit in drei Stadien. In einem ersten Schritt bereitet er den Hintergrund dieser Rechtsprechungslinie auf und untersucht das sich im Wandel befindliche Selbstbild des Gerichtshofs. Sodann analysiert er die Urteile umfassend und leitet aus ihnen Muster ab, die die Befassung des EuGH mit der Religionsfreiheit prägen. Schließlich vermisst der Autor die allgemeinen Grenzen der EuGH-Judikatur neu und legt diesen Maßstab an das Religionsrecht als Ausdruck soziokultureller Selbstverständlichkeiten an.<br /><br />Geboren 1994; Studium der Allgemeinen Rhetorik (B.A.) und der Rechtswissenschaft (Staatsexamen) an der Universität Tübingen; Stagiaire und Europapolitischer Referent im Europäischen Parlament in Brüssel bzw. im Deutschen Bundestag in Berlin (EU-Ausschuss); Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Recht und Religion der Universität Tübingen; 2022 Promotion; Master of Laws (LL.M.) an der Cornell University (Ithaca, New York).