In der Politik spielt die Mitte eine große Rolle: Sie ist der Ankerpunkt der Gesellschaft, Garant von Stabilität, Maß und Mäßigung und dennoch immer fragil, anfällig für Verführungen und von den Rändern bedroht. Die Mitte wird von Politikern beschworen, ihr wird ins Gewissen geredet, sie wird ermahnt, nahezu jede Partei meint die Mitte der Gesellschaft zu vertreten. In der Wissenschaft ist die Mitte der Gegenpart aller Formen des Extremismus, während wahlweise linke und rechte, marktradikale oder religiöse Extremisten in die Mitte vordringen. Die Präsenz dieser Mitte-Metapher macht sie besonders geeignet, um mit ihr die Gegenwartsgesellschaft der Bundesrepublik Deutschland zu untersuchen. Auf die Wurzeln des Begriffs zurückgreifend, der seit dem 19. Jahrhundert mit den Anfängen der Demokratie verbunden ist, wie wir sie heute kennen, analysiert Oliver Decker die jüngsten Entwicklungen und die aktuellen Herausforderungen der politischen Mitte. Er zeichnet dabei eine Dynamik nach, deren Verständnis für alle wichtig ist, die sich für die liberale, demokratische Gesellschaft einsetzen.