Was die moderne Physik über unsere Welt verrät
Auf die Frage, was die Welt im Innersten zusammenhält, gibt die moderne Naturwissenschaft, eine eindeutige Antwort: Materie. Aus Materie sind wir gemacht, wir bewegen uns auf ihr, wir formen sie zu Tausenden von Objekten. Materie ist die Erde, der Mond, die Sonne, das Universum, unser aller Mutter. Und Masse, der Widerstand gegen Beschleunigung, ihr Kennzeichen. Doch was, wenn Masse gar keine Eigenschaft von Materie ist, sondern lediglich die Wirkung eines fluktuierenden Feldes? Dann erweist sich das ganze schöne Denkgebäude als Illusion. In seiner unnachahmlichen Mischung aus avancierter Physik, Geschichten und Popkultur vergegenwärtigt Guido Tonelli diesen für das Denken unserer Zeit konstitutiven Zusammenbruch vermeintlich bewährter Grundlagen. Als es Guido Tonelli und anderen führenden Physikern im Jahr 2012 gelang, das Higgs-Boson nachzuweisen, war das mit der Hoffnung verbunden, endlich das Teilchen gefunden zu haben, das allen anderen Teilchen Masse verleiht. Wenn Materie stabil ist und dem Vergehen widersteht, wenn wir existieren und die Welt existiert, so sollten wir das diesem Teilchen verdanken. Doch das Gegenteil trat ein. Wie schon im Fall der fortschrittlichsten physikalischen Theorie, der Quantenmechanik, ohne deren Annahmen es kein einziges Smartphone gäbe, löste sich die Materie buchstäblich auf: Als sei alles, aber auch wirklich alles, nichts weiter als das Ergebnis eines Spiels zufälliger Fluktuationen. Tonellis so kurzes wie atemberaubendes Buch bringt uns dieses Ergebnis der modernen Physik mit einer Fülle auch außerphysikalischer Beispiele nahe: vom Tod seines Großvaters, der mitten im Krieg Opfer eines Verkehrsunfalls in einer menschenleeren Gegend wurde, bis zur Entstehung von "Money", dem berühmten Song von Pink Floyds LP mit dem sprechenden Titel "The Dark Side of the Moon".