Deutschland betreibt eine ‚europäisierte' Außenpolitik. Die Normen europäischer Integration sind fest verinnerlichter Bestandteil seiner außenpolitischen Grundverständnisse und Handlungsorientierungen. Dies gilt selbst für die Integration in dem hochsensiblen und souveränitätsgeladenen Bereich der Außen- und Sicherheitspolitik. So wird ein Beitrag zur Lösung des Rätsels geliefert, warum die deutschen außenpolitischen Akteure, Parteien und Außenpolitikexperten selbst dann ihre traditionell integrationistischen Konzepte zur Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) der EU beibehielten bzw. diese sogar noch forcierten, als sich 1989/90 die Bedingungen deutscher Außenpolitik im Zuge von Wiedervereinigung, Rückgewinnung vollständiger Souveränität, gewachsenem Gewicht und geopolitischer Zentrallage im ungeteilten Europa grundlegend gewandelt hatten.