Der Band knüpft an den ersten Teil von Der Wille zur Wiederholung an, der den Untertitel Entzauberung und Faszination des Immergleichen in Literatur und Film trägt. Er widmet sich der Fiktion einer Spaltung: dem Widerspruch der Wiederholung eines Bildes in seinem Gegenbild ein und derselben Figur. Roman, Theater, Film und Fernsehen erzählen immer wieder und immer anders vom „Doppelgänger“. Sein Name ist Programm und ein Generikum, das unter der Bezeichnung „Doppelganger" ebenso im Englischen, Spanischen, Italienischen, Rumänischen und vielen anderen Sprachen geläufig ist.
Der Doppelgänger ermöglicht die Darstellung eines Subjekts, das als komplex und vielschichtig gilt. Im Kontext der Entwicklung neuer Technologien (ChatGPT, Metaversen usw.) und von Denkströmungen wie dem Transhumanismus gewinnt dieses Subjekt nicht zuletzt an Aktualität, weil die digitalen Werkzeuge Strategien ermöglichen, die alltägliche Rituale und Routinen prägen. Angesichts der Fülle an figuralen Dublüren bieten die Beiträge dieses Bandes auf höchst anregende und abwechslungsreiche Weise Einblicke in die Diversität von Wi(e)dergänger*innen und die Synchronizität ihrer Spaltungen, Spiegelbilder, Schatten und Simulakren.
Jörg Türschmann ist Professor für französische und spanische Literatur und Medien am Institut für Romanistik der Universität Wien.
Noëlle Miller promoviert nach ihrem Studium der Ökonomie und Philosophie an der Universität Wien und arbeitet die philosophischen Bezüge im Romanwerk Michel Houellebecqs heraus.
Santiago Contardo ist Hispanist und Germanist und arbeitet als Universitätsassistent am Institut für Romanistik der Universität Wien. In seiner Dissertation untersucht er die Rezeption Ralph Waldo Emersons im Werk von Jorge Luis Borges.