Die Weimarer Republik brachte für die fränkische Stadt Bamberg keine goldenen, aber rote Wachstumsjahre des sozialistischen Milieus. Von 1918 bis 1933 wurde das Arbeitermilieu in allen Facetten auf- und ausgebaut, sodass ein Netz aus Organisationen für sämtliche Lebensbereiche entstand. Neben Ortsgruppen der linken Parteien existierten rund 30 Gewerkschaften und eine Vielzahl an Freizeitvereinen. Das rote Milieu entwickelte sich in Bamberg so zu einem stabilisierenden Faktor für die erste deutsche Demokratie und nahm schon ab 1922 den Kampf gegen den Nationalsozialismus und Antisemitismus auf. In der vorliegenden Untersuchung analysiert Julia Oberst Strukturen und Besonderheiten des sozialistischen Milieus in Bamberg. Damit eröffnet sich eine neue Perspektive auf die katholische Stadt und zugleich werden die bisherigen Forschungsdesiderate Weimarer Republik, Arbeiterbewegung und Entstehungszeitpunkt des Arbeitermilieus behandelt.