Gegenstand der Untersuchung sind die umfangreichen Anmerkungsapparate des barocken Dichters Daniel Casper von Lohenstein (1635–1638) zu seinen Trauerspielen. Zentrale These der Studie ist, dass in den ‚Anmerckungen‘ ein interpretatorisches Potenzial liegt, das erst durch konsequentes Ausdeuten der intertextuellen Beziehungen zwischen Anmerkungs- und Dramentext ein umfassendes Verständnis von Lohensteins Trauerspielen möglich macht. Neben einer ausführlichen Funktionstypologie der ‚Anmerckungen‘ bietet die Arbeit eine Deutung ihrer Form mit Hilfe dreier Konzepte (‚Bibliothek‘, ‚Hypertext‘ und ‚Kommentar‘), die die Untersuchung in rezente Forschungsdiskurse einbettet. Vorausgegangen ist der Arbeit eine quantitative Erhebung der Anmerkungen, deren Ergebnisse teils als Anhang dem Buch beigegeben sind, teils in die Argumentation eingebunden werden. Anhand exemplarischer Szenenanalysen wird eine Deutung der Trauerspiele von den Anmerkungen her unternommen und wesentliche Fragestellungen der Lohenstein-Forschung diskutiert. Die Studie ist komparatistisch ausgerichtet und an der Schnittstelle zwischen Deutscher und Klassischer Philologie angesiedelt. Der gewählte methodische Zugriff auf die Anmerkungen erlaubt neue Perspektiven auf die Arbeitsweise eines frühneuzeitlichen Gelehrten und Dichters sowie auf die Deutung von Lohensteins Trauerspielen insgesamt.