Obwohl es längst zu einem Allgemeinplatz geworden ist, dass der Computer die Wissenschaften revolutioniert hat, ist dieser für die Entwicklung von Wissenschaft und Technik grundlegende Prozess wissenschaftshistorisch bisher kaum untersucht worden. In diesem Buch wird anhand von Fallstudien analysiert, welchen Unterschied der Einsatz von Computern für die Wissenschaftspraxis und das Agenda-Setting in unterschiedlichen Disziplinen machte und wie der Einsatz von algorithmischen Methoden das wissenschaftliche und technische Handeln veränderte. Dass (soziale) Netzwerke zwischen WissenschaftlerInnen, ihren Untersuchungsobjekten, Computern, Software und dem „Computer-Personal" eine herausragende Bedeutung für die „Algorithmisierung" der Wissenschaft besaßen, ist die grundlegende These. Die Fallstudien zeigen, wie unterschiedlich dieser Prozess in verschiedenen Wissenschaften und Ländern verlief und dass die Computer-Revolution keineswegs überall ein und dieselbe war.
Der Inhalt- Historischer Überblick und Forschungsstand zum Einfluss des Computers auf die Wissenschaftsentwicklung sowie zur Geschichte von Algorithmen und Daten
- Wissenschaftspraxis algorithmischer Wissenskulturen
- Iterative und explorative Kultur wissenschaftlicher Vorhersage und computerbasierte Organisationsformen in der Wissenschaft
- Algorithmische Wissenskulturen in Strömungsmechanik, Klimawissenschaften, Botanik und Geisteswissenschaften
- Algorithmisierung und (verschwindende) Materialität in Papierfaltung und Weberei
- Soziale Genese von eScience-Plattformen und Big Data in Astronomie und Sozialwissenschaften
Die Zielgruppen- Wissenschafts- und TechnikhistorikerInnen
- Wissenschafts- und TechnikphilosophInnen
- InformatikerInnen, MathematikerInnen und NaturwissenschaftlerInnen
- KulturwissenschaftlerInnen und HistorikerInnen
Die HerausgeberUlf Hashagen
ist Leiter des Forschungsinstituts für Technik- und Wissenschaftsgeschichte des Deutschen Museums. Er hat nach einem Mathematikstudium in Marburg und Göttingen an der LMU München in Geschichte der Naturwissenschaften promoviert sowie in Wissenschafts- und Technikgeschichte habilitiert und war als Kurator am Aufbau des HNF Heinz Nixdorf MuseumsForum beteiligt. Seine Forschungsgebiete umfassen die Computergeschichte und die Geschichte der mathematischen Wissenschaften im 19. und 20. Jahrhundert.
Rudolf Seising
leitet am Forschungsinstitut für Technik- und Wissenschaftsgeschichte des Deutschen Museums das BMBF-Forschungsprojekt „IGGI – Ingenieur-Geist und Geistes-Ingenieure“ zur Geschichte der KI in Deutschland. Er hat nach einem Mathematikstudium in Bochum an der LMU München in Wissenschaftstheorie promoviert und in Geschichte der Naturwissenschaften habilitiert. Danach war er an mehreren europäischen Forschungseinrichtungen zur Geschichte der Informatik und Künstlichen Intelligenz tätig.