Um die nuancierte Funktionsweise von Interpunktion in den neutestamentlichen Handschriften der ägyptischen Spätantike zu ermitteln und eine mögliche Abhängigkeit oder auch Eigenständigkeit der koptischen von der älteren griechischen Interpunktion zu skizzieren, wurden mehrere Handschriften beider Sprachen nach einem neu entwickelten Schema behandelt. Die ausgewählten Zeugen umfassen die griechischen Kodizes P.Bodmer II und XV sowie den protobohairischen Papyrus Bodmer III und den sahidischen Gospelkodex sa 1, daneben mehrere Bilinguen mit dem Johannesevangelium.
Eine Zusammenstellung aller registrierten Pausen und deren Ordnung in ein Kategoriensystem bilden die Datensammlung. Eine darauf aufbauende Untersuchung von Schlüsselworten und bestimmten syntaktischen Strukturen auf die Regelmäßigkeit ihrer Markierung lässt Muster erkennen, die sich je nach Handschrift unterscheiden, jedoch häufig gemeinsame Grundzüge tragen. Die erfasste Interpunktion wirkt zumeist satzgliedernd und erleichtert den Lesefluss, kann teils aber auch inhaltliche Schwerpunkte setzen. Die Ergebnisse werfen neues Licht auf das setting, in dem die Handschriften produziert worden sind, und erlauben textkritisch relevante Einblicke in das spätantike Textverständnis.