Georg Gaugusch leistet in seinem Handbuch der "Jüdischen Familien Wiens" Einzigartiges: Er lässt uns Einblick nehmen in ein Netzwerk von gut 500 Familien, das sich im 19. Jahrhundert als geschlossenes Milieu in Wien herausbildete. Das Handbuch hat deshalb einen so wichtigen Stellenwert, weil es eine Zeit beschreibt, in der es - begünstigt durch die rechtliche Gleichstellung nach den josephinischen Reformen und dem damit verbundenen gesellschaftlichen Emanzipationsprozess - erstmals zu kulturellen und wissenschaftlichen Spitzenleistungen und einem selbstbewussten Zusammenleben von Juden mit der christlichen Mehrheitsgesellschaft in der Monarchie kam.
Das vom Autor zusammengetragene reichhaltige empirische Material regt zudem zu neuen sozialwissenschaftlichen Fragestellungen an, wenn er etwa Krankheitsbilder, Bildungswege und neue Berufsfelder benennt.
Vor allem aber ist das Lexikon der "Jüdischen Familien Wiens" ein unverzichtbares Nachschlagewerk für die Forschung und ein Denkmal für die jüdische Existenz in Österreich.