Otto Meyer(-Amden) ist einer der bedeutendsten Vertreter der Schweizer Moderne; sein zwischen Figuration und Abstraktion changierender Stil übte grossen Einfluss auf seine zeitgenössischen und nachgeborenen Künstlerkollegen aus.
1885 als jüngstes von sechs Kindern eines Berner Hufschmieds geboren, verlor Meyer bereits mit drei Jahren seine Mutter und absolvierte im Burgerlichen Waisenhaus die Schule. Nach anschliessender Lithographenausbildung ging er 1906 an die Münchner Kunstakademie und wurde in die Malklasse von Peter Halm aufgenommen. 1907 wechselte er nach Stuttgart, wo er ab 1909 bei Adolf Hölzel studierte. Dort befreundete er sich mit Oskar Schlemmer. 1912 zog er ins Schweizer Bergdorf Amden oberhalb des Walensees, wo er 16 Jahre lang in bescheidensten materiellen Verhältnisssen lebte. 1928 ging er nach Zürich, um an der dortigen Kunstgewerbeschule zu unterrichten. Nach schwerer Krankheit starb er im Januar 1933 in Zürich.
In ihrer Monographie geht Elisa Tamaschke dem Mythos dieses Aussenseiters nach, der zahlreichen Avantgardekünstlern seiner Generation - unter ihnen Oskar Schlemmer und Willi Baumeister - ein erklärtes Vorbild war, obwohl er in der Kunstwelt kaum Präsenz zeigte. Die Autorin hat dazu die Ausstellungen, an denen sich Otto Meyer-Amden beteiligte, minutiös rekonstruiert und das kritische Echo darauf dokumentiert. Gleichzeitig unterzieht sie die wesentlichen Werke und Themenkomplexe in Meyers Oeuvre einer genauen Betrachtung. Dabei untersucht sie auch die Vorbehalte, die dem Künstler wegen seiner Homosexualität entgegenschlugen, welche teilweise bis heute ablehnende Reaktionen provoziert. Ganz anders hingegen war die Sichtweise von Schlemmer und anderen Künstlerfreunden, die Meyer-Amdens Kunst als wesentliche Anregung und als zentralen Beitrag zur Entwicklung der Moderne empfanden. Der Band erscheint zeitgleich mit der Edition der Korrespondenz zwischen Otto Meyer-Amden und Oskar Schlemmer, als deren Mitherausgeberin Elisa Tamaschke fungiert.