Der Kompromiss als geregeltes Verfahren zwischen entscheidungsbefugten Akteuren ist ein nachgefragtes Gut im politischen Alltagsleben. Daher verwundert es, dass zur Genese dieses Entscheidungsverfahrens keine vergleichenden Abhandlungen existieren. Der vorliegende Band leistet einen Einstieg in das Forschungsfeld einer europäisch vergleichenden Geschichte des Kompromisses seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Er untersucht komplexe Verhandlungssysteme in sieben europäischen Staaten, die institutionell auf Kompromissbildung ausgerichtet waren. Der interdisziplinäre Zuschnitt des Querschnittsthemas 'Kompromiss' wird durch Beiträge aus Soziologie, Politikwissenschaft und Politolinguistik eingelöst. Insgesamt schärft der Band den Blick dafür, dass der Kompromiss eine spezifische Kultur des Verhandelns benötigte, die vor allem in parlamentarischen Vertretungskörperschaften gedieh. Parlamentarisch gestaltete Kompromisse waren immer dann abrufbar, wenn die politische Sprache dem Kompromiss zuarbeitete und ihn ins Werk setzen konnte.