Die Münchner Trümmerbilder von Herbert List (1903-1975) entstanden zwischen 1945 und 1949 und sind in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich. Sein Blick auf die Ruinenlandschaft der zerbombten Stadt ist der Blick des Künstlerphotographen, der seinen Stil in den späten 20er und frühen 30er Jahren an der Malerei der Pariser Surrealisten und der italienischen "pittura metafisica" geschult hatte. Auch Lists lebenslange Affinität zu den klassisch-antiken Ruinen Griechenlands ist dem strengen Pathos der Münchner Bilder anzumerken. Sie sind meist menschenleer, vermeiden Anekdotisches ebenso wie Sentimentalität oder anklagende Symbolhaftigkeit. In den 1960er Jahren wiederentdeckt, kamen die Aufnahmen mit dem Nachlass des Photographen ins Münchner Stadtmuseum, wo sie schließlich 20 Jahre nach Lists Tod der Öffentlichkeit gezeigt wurden - in einer Ausstellung und diesem begleitenden Buch. Unsere Neuauflage von Memento 1945 erinnert an das Ende des Zweiten Weltkriegs, das sich 2025 zum 80. Mal jährt.