Der Romanist Karl Vossler (1872-1949) gehörte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht nur zu den bedeutendsten Philologen seiner Zeit, er war auch ein Sprachtheoretiker und Sprachphilosoph von hohen Graden, der in der Nachfolge Humboldts gegen den linguistischen Positivismus des 19. Jahrhunderts einen historischen Idealismus entwickelte. Vossler war der erste und radikalste Neuerer der Sprachwissenschaft im 20. Jahrhundert. Seine Vorstellungen waren so radikal, dass die Disziplin ihm letztlich die Gefolgschaft verweigerte. Das bedeutet aber nicht, dass seine Ideen zu einer anderen Linguistik heute obsolet wären. In ,Geist und Kultur in der Sprache' (1925) entfaltet er eine Philosophie des sprechenden Menschen, die seiner Sprachwissenschaft zugrunde liegt.
Der hier vorliegende zweite Teil des Werks beschäftigt sich mit den sprachlichen Gemeinschaften, mit Sprache und Wissenschaft und mit dem Höchsten, was Sprache vermag, mit der Dichtung.