Der Band unterstreicht die konstitutive Bedeutung des Weissseins für die nationale Identitätsbildung in der Schweiz und zeigt, wie Schweizer Texte durch subversive Erzählstrategien konventionelle Auffassungen von Herkunft und Hautfarbe herausforderten und den Konstruktcharakter solcher Identitätsmerkmale sichtbar machten.
Mit Beiträgen zu Benjamin Constant, J. J. Bachofen, C. F. Meyer, Gottfried Keller, Felix Moeschlin, Friedrich Glauser, Jonas Fränkel, Friedrich Dürrenmatt, James Baldwin, René Gardi, Urs Widmer, Melinda Nadj Abonji, Thomas Duarte und Kim De L'Horizon setzt sich der Band kritisch mit dem Mythos auseinander, dass Kategorien wie , Hautfarbe und Ethnizität in der Schweizer Kultur und Literatur stets nur eine marginale Rolle gespielt hätten, während die Beteiligung der Schweizer Wirtschaft an kolonialen Unternehmungen und der Schweizer Wissenschaft an der Ausformung des westlichen Rassismus gut belegt ist. Die Beiträge verdeutlichen, dass Vorstellungen von Weisssein auch in der Literatur wesentlich zur Konstitution sowohl einer westlichen als auch einer national-schweizerischen Identität beigetragen haben. Zugleich veranschaulichen sie, wie auf dem Territorium der Literatur kulturelle Grenzziehungen verunsichert oder neu verhandelt werden können. Weit davon entfernt, Weisssein einfach zu affirmieren, verfolgen etliche der analysierten Texte Strategien, die einer Reproduktion von Stereotypen und kolonialen Erzählmustern entgegengenwirken.