"Ich denke primär historisch." Diese Selbstbeschreibung Niklas Luhmanns steht in einem merkwürdigen Gegensatz zu dem weitgehenden Desinteresse der gegenwärtigen Geschichtswissenschaft an seiner universal angelegten, für ihre Komplexität bekannten Systemtheorie. Im vorliegenden Band kommen historisch interessierte Systemtheoretiker der modernen Welt mit systemtheoretisch interessierten modernen Historikern der vormodernen Welt zusammen. Thematisches Zentrum bildet die griechisch-römische Antike, der Luhmann selbst eine besondere Bedeutung für die Entstehung und gegenwärtige Situation der modernen Gesellschaft zuschrieb. Die quellennahen Studien zur griechischen und römischen Antike, zur chinesischen Geschichte und zur europäischen Geschichte der Frühen Neuzeit bieten dabei neue Perspektiven zur Beantwortung der Frage: Was kommt in den Blick, wenn man mit systemtheoretischen Konzeptualisierungen die Vergangenheit analysiert - und was gerät aus dem Blick?