"Komplexität" bedeutet, dass Phänomene auf so viele Einzelaspekte verweisen, die sich gegenseitig bedingen und beeinflussen, dass jedes zielgerichtete Handeln unterschiedliche und nicht absehbare Folgen produzieren kann. Dies ist zugleich das Kennzeichen nicht-trivialer, unsicherer Systeme wie beispielsweise Familien, Teams und Organisationen als Sozialsysteme sie darstellen. Soziale Arbeit hat es in der Regel genau mit solchen komplexen Phänomenen und unsicheren Systemen zu tun. Wie entsteht Komplexität in unserer Gesellschaft, wie lassen sich komplexe Verhältnisse angemessen beobachten, beschreiben und interpretieren, wie lässt sich Komplexität adäquat gestalten? Das sind die zentralen Fragen, die das Buch von Heiko Kleve so beantwortet, dass in ganzheitlicher Weise drei wesentliche Bereiche professioneller Sozialarbeit im Zentrum stehen: die Theorie ("Kopf"), die Haltung ("Herz") und die Methodik ("Hand"). Soziale Arbeit und Case-Management werden als Praktiken präsentiert, die dort Brücken bauen und Verbindung stiften, wo sich gemeinhin Grenzen und Spalten in und zwischen gesellschaftlichen Systemen bilden. Dass gerade die Soziale Arbeit dazu in der Lage ist, liegt darin begründet, dass ihre Fachkompetenzen inzwischen als Schlüsselqualifikationen überall in der Gesellschaft benötigt werden, nämlich als vermittelnde, übersetzende und verbindende Fähigkeiten zur kommunikativen Gestaltung von Komplexität. Der Sozialwissenschaftler Heiko Kleve leistet mit seinem Buch einen entscheidenden theoretischen Beitrag für ein vertieftes systemisches Verständnis Sozialer Arbeit. Gleichzeitig bietet er praktische Anregungen für die unmittelbare Fallarbeit in unterschiedlichen Handlungsfeldern. Die positive Botschaft lautet: Komplexe Systeme lassen sich zwar nicht zielgerichtet steuern, doch in jedem Fall intelligent und sinnvoll gestalten.