Seit Mitte der 1990er Jahre machen Gene-Shopping, die Natur der Untreue, die Biologie der Partnersuche oder das Gen für Homosexualität in den deutschsprachigen Massenmedien vermehrt Schlagzeilen. Weshalb stehen biologistische Erklärungsansätze in Bezug auf �Geschlechterfragen� derart hoch im Kurs? Sind Begriffe wie �Backlash� oder �Rollback� angemessen, um die Popularität dieser Aussagemuster zu beschreiben, oder könnte die Berufung auf die Biologie mitunter auch als feministische Strategie verstanden werden? Welche Wissenschaften gelten als berufen zu sprechen, wenn es um Geschlecht und Sexualität geht? Und welche Entwicklungen und diskursiven Verknüpfungen ermöglichen die Rede von �Spermienwettbewerb�, �kostspieligen Männchen� und �Bio-Emanzen�? Diese Fragen untersucht die Autorin am Beispiel des Nachrichtenmagazins �Der Spiegel� seit dessen Gründung 1947. Sind bis in die 1970er Jahre noch die Frauen in der Krise, ist um die Jahrtausendwende der Mann das neue Mängelwesen und gesundheitsbewusste und kooperative Frauen fungieren als Vorbilder. Die Deutungshoheit über Geschlechterfragen kommt nicht mehr der Psychoanalyse zu, sondern es dominieren evolutionsbiologische Erklärungen. Der populärwissenschaftliche Geschlechterdiskurs erweist sich damit nicht nur als Verhandlungsfeld der Geschlechterverhältnisse. Er ist zugleich Teil der Aushandlungen darüber, was allgemein als wissenschaftliches Wissen und als Wahrheit gilt.