Viktor von Weizsäckers im Wintersemester 1919/20 vor Hörern aller Fakultäten an der Heidelberger Universität gehaltene Vorlesung bildet nicht nur die religionsphilosophische Grundlegung seiner Medizinischen Anthropologie, sie antwortet auch auf die geistige Krise jener Zeit mit einer neuen Ordnung, die eine sehr alte ist: die biblische Schöpfungsgeschichte.
Am Leitfaden der Genesis geht es um das Verhältnis von Mensch, Natur und Gott - letztlich aber um das Urphänomen einer Gegensätzlichkeit, wie sie vom Schöpfungsbericht überliefert wird. Mit den Fragen nach Himmel und Erde, nach Anfang und Ende, nach Sein und Nichts - schließlich nach Wahrheit und Lüge formieren sich die zentralen Denkfiguren des späteren Werkes.
Die erstmals aus dem Nachlaß ergänzte und mit zeitgenössischen Materialien versehene Edition läßt sowohl die Herkunft der Vorlesung aus dem Gespräch mit Franz Rosenzweig als auch deren Nähe zum ostasiatischen Denken erkennen. Studien zur Ideengeschichte und Forschungslage dienen der kritischen Würdigung des Textbestandes.