Die Entwicklung der Theologie des jungen Paul Tillich ist bislang nur wenig erforscht. Zwar existieren Untersuchungen zu seiner Fichte- und Schellingrezeption, aber die Bedeutung seiner akademischen theologischen Lehrer sowie der theologischen Debatten um 1900 für die Formierung seiner eigenen Theologie ist erstaunlicherweise nicht in den Fokus der Forschung getreten. Der vorliegende Band thematisiert nun erstmals ausführlich die theologiegeschichtlichen Hintergründe seiner Theologie sowie die Auseinandersetzung des jungen Tillich mit der Theologie seiner Lehrer in Halle im Zeitraum zwischen 1905 und 1919.
Strukturiert ist der Band in drei Hauptteile: Teil I thematisiert Studium und Lehrer Tillichs, Teil II Kontexte der Theologie um 1900 und Teil III Kommilitonen und Zeitgenossen Tillichs. Am Leitfaden der Kontroversen über das Selbstverständnis der Theologie als Wissenschaft ordnen die Beiträge des Bandes die Entwicklung von Paul Tillichs Theologie in ihren zeit- und problemgeschichtlichen Kontext ein.
Auf diese Weise ermöglicht der Band einen Blick auf die Entwicklungen der protestantischen Theologie in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, der die üblichen Deutungen von einem radikalen Bruch mit der Theologie des 19. Jahrhunderts nach dem Ersten Weltkrieg korrigiert.